Lough Ernes

Auf dem Shannon-Erne-Link und den Lough Ernes

Nach unseren bisherigen Fahrten auf Booten waren wir nun doch zu der Erkenntnis gekommen, dass es doch viel besser wäre, nicht eine Woche, sondern zwei Wochen auf einem Boot zuzubringen. Daher mieteten wir dann im Hochsommer 2001 für 14 Tage ein Boot, das wir in Carrick-on-Shannon übernehmen konnten (für zwei Wochen empfanden wir die Kosten und den Aufwand für die Anreise dann auch angemessener).

Obwohl wir die Bootsbasis kannten, waren wir doch ein bisschen sprachlos, als wir die Menschen- und Bootsmassen (65 Boote an jenem Tag, sagte man uns) sahen, die da an einem Nachmittag abgefertigt werden sollten. Aber die Iren waren da routiniert, ruhig und freundlich und so kamen wir nach gar nicht sooo langer Zeit zu unserem Boot. Eine Ein- weisungsfahrt bot man uns an, aber wir nahmen sie genauso wenig an wie sie ernst gemeint war; schließlich hatten wir auf Nachfrage von unseren früheren Fahrten berichtet.
Mit etwas Sorge betrachteten wir die große Zahl Boote (würden wir wie auf der Autobahn im Stau stehen, würde es Mooring Places für so viele Boote geben?), aber das “verlief” sich sehr schnell, da man von Carrick-on-Shannon sozusagen in vier Richtungen fahren kann: den Shannon hinunter in Richtung Lough Ree, den Shannon hinauf bis zu den Abzweigun- gen zum Lough Key, zum Lough Allen und in den Shannon-Erne-Link. Der Link ist ein System von kleinen Seen, die durch Kanalstücke verbunden sind.

Der Hub der Schleusen (Bild rechts) ist ebenfalls sehr beeindruckend, ebenso wie die Tatsache, dass sich die irischen Narrow Boats vom Grand Canal auch über das Lough Ree hinweg bis in den Link hinein “verirren”.

Wenn man den Link bis nach Belturbet und weiter in die Lough Ernes fahren will, sollte man allerdings doch zwei Tage für die Fahrt in eine Richtung einplanen. Die Strecke er- scheint zwar nicht so lang, aber die Schleu- sen halten doch ganz schön auf, insbeson- dere wenn andere Boote bereits auf das Schleusen warten. Allerdings hielten sich die Bootsmassen sehr in Grenzen. Spätestens auf den Lough Ernes konnte man ganz allein unterwegs sein.

Ein Hinweis noch einmal: wetterfeste Klei- dung ist ein Muss! Bei uns gab es Wetter und “Schleusenwetter”, das eigentlich nur aus kalten, böigen Regenschauern bestand ...

Unsere Fahrt ging über die 16 Schleusen des Link nach Belturbet, einem netten Städtchen am Südende des Upper Lough Erne. Die Schleusen (Bild links) sind gut breit (wenn man so an die Schleusen auf dem Llangollen Canal denkt) bzw. ziemlich eng, wenn man nur die Schleusen auf dem Shannon gewohnt ist, denn letztere bieten Platz für zwei mal zwei Boote. Die Schleusen hier im Link sind gerade groß genug für zwei kleinere Boote hinterein- ander und müssen von einem Besatzungs- mitglied über ein leicht verständliches Steuerpult bedient werden. Im Gegensatz zu den schmalen Schleusen für Narrow Boats bietet es sich hier an, das Boot mit Leinen vorn und achtern in der Schleuse zu halten, denn die Strömung ist doch ganz beachtlich.

Alle Teile dieser Fahrt bis hinauf nach Belleek sind auf ihre Art reizvoll. Hier nur ein paar Eindrücke ...                                 

Die Klippen von Magho am Lower Lough Erne, von denen aus man bei schönem Wetter einen herrlichen Blick über den See und Hügel um ihn herum hat, haben uns sehr gut gefallen. Der Magho Jetty war so wie die meisten anderen Jetties auf unserer Fahrt in sehr gutem Zustand, liegt aber bei Nord- west- bis Nordostwind genau im Wind und ist damit starkem Wellengang ausgesetzt. Für den knapp einstündigen Spaziergang auf die 300 m hohen Klippen kann man da gut an der Pier liegen, aber für eine Teepause war es nicht so geeignet. Übrigens der kleine weiße Fleck am hiesigen Ufer ist unser Boot ... viel Spaß beim “Hochstiefeln”, es lohnt sich!

Die Insel Devenish mit einem alten Kloster zwischen Upper und Lower Lough Erne ist ein Traum für jeden Irlandfan. An der Insel gibt es einen Anleger, der allerdings nur für ein knappes halbes Dutzend Boote reicht, so dass man tagsüber als Tourist schon mal ein Problem mit dem Anlanden hat. Und auch für eine Übernachtung, die zugegebenermaßen traumhaft ist, muss man rechtzeitig kommen, denn man kann die, die Insel “nur” für einen Sightseeingausflug anlaufen und wieder verlassen, um noch nach Enniskillen zu fahren, von denen die hier übernachten wollen, nicht unterscheiden.

Das ist natürlich nur unsere Ansicht, andere finden vielleicht Belleek mit seinen hübschen Häusern und der Porzellan-Manufaktur, White Island mit seinen schönen Steinmasken, Tully Castle oder Lusty Beg Island (als genialen Platz für eine Übernachtung mit einem netten Pub) viel schöner und interessanter.
Auf der Rückfahrt haben wir noch einen Abstecher in Richtung Lough Allen gemacht, der allerdings wegen einer Sturmwarnung bereits am Acres Lake endete. Die Schleusen im Kanal zum Lough Allen sind nach den bequemen langen und vor allem angenehm breiten Schleusen des Link ein Schock. Der Kanal und vor allem das riesige Jetty im Acres Lake sind allerdings wirklich eine mehr als hinreichende Entschädigung. Wer Fahrräder mitgebracht hat, dem sei Drumshanbo empfohlen mit seinen netten Pubs und dem kleinen Museum.
Ein letzter Abstecher ins Lough Key (der Kanal dahin hat wieder die uns bekannten riesigen Schleusen für vier oder mehr Boote) war sehr lohnend. Empfehlen können wir eine Radtour durch das Rockingham Estate und eine Ruderparty zum Castle Island gegenüber des Rockingham Estate (wir haben auch Hausboote gesehen, die dort angelegt haben, fanden das Wasser aber sehr untief in Ufernähe). Und natürlich Boyle mit seiner imposan- ten Boyle Abbey und den sehr netten Fremdenführern hat es uns angetan. Das festungs- ähnliche Boyle-Jetty aus massivem Beton war allerdings der unromantischste Liegeplatz, den wir je hatten.

Nun müßte eigentlich der Abschnitt kommen: “was haben wir aus diesem Urlaub gelernt”, aber diese zweiwöchige Fahrt war so rundum gelungen, dass es sich eigentlich nur um ein paar Empfehlungen handelt:

 

Wieder mal waren die Iren ein sehr angenehmes Völkchen für uns Urlauber.

 

Obwohl Juli war das Wetter eher wie im April: kalt, sehr windig, oft regnerisch (der kälteste Sommer seit vielen Jahren, meinten die Iren). Entsprechend variable Kleidung ist also dringend empfohlen.

 

Unser Boot mit seinem Steuerstand etwas erhöht achtern war sehr gut zu steuern und auch für eine Person gut zu handhaben (sehr hilfreich bei den Schleusen auf dem Link, wo ein Besatzungsmitglied mit der Schleusenbedienung ausgelastet ist). Leider war der Salon (Wohnraum) etwas tiefer gelegen und hatte nur sehr flache Fenster, durch die kaum Licht einfiel, so dass die funzeligen Lampen herhalten mußten. Der Aspekt großer Fenster im Salon wird seitdem von uns wesentlich bewußter bei der Bootsauswahl berücksichtigt.


[Heutling.de - Home] [Downloads] [Newsletter] [Urlaub auf Hausbooten] [Norfolk Broads] [Shannon] [Friesland] [Lough Ernes] [Canal du Midi] [Llangollen Canal] [Overijssel] [Avon-Ring] [Caledonian Canal] [Kennet & Avon] [East Midlands-Ring] [Feedback] [Gästebuch] [Links] [Rezepte] [Release-History] [Impressum]