Avon-Ring

Avon-Ring

Nach unserer begeisternden ersten Narrow Boat-Fahrt auf dem Llangollen Canal haben wir in der ersten Septemberhälfte 2003 das zweite Mal ein Narrow Boat gemietet, dieses Mal gleich für zwei Wochen, um den sogenannten Avon-Ring zu befahren. Und auch dieses Mal waren wir begeistert!

Abgesehen von den schon vom Llangollen Canal her bekannten Unterschieden in Layout und Fahrverhalten, war unser Narrow Boat gemütlich mit Holzvertäfelungen, gut funktio- nierender Heizung, Radio und Fernseher ausgestattet.

Unsere Fahrt ging rund um den Avon-Ring mit einem Abstecher den River Severn hinunter nach Gloucester. Laut Katalog sollte diese Fahrt zwei Wochen in Anspruch nehmen. Gerade für die Planung einer solchen “langen” Reise ist es hilfreich, sich nicht nur auf die Katalog-Angaben zu verlassen, sondern sich auch über andere Quellen kundig zu machen; wir können da sehr den Canal-Plan AC mit seinen detailreichen Planungen und Weg- streckenbeschreibungen empfehlen. Und man sollte sich gut überlegen, ob man ein gemütlicher Mensch/Bootfahrer ist, der viel Zeit an einem Ort zubringt, oder jemand, der gern mit “seinem” Boot fährt (die Briten sagen dazu sehr nett enthusiastic!), denn das führt so manche Katalog-Angabe ad absurdum.

Wir z.B. waren nach zehn Tagen wieder zurück an unserem Ausgangspunkt in Alvechurch und hatten dann noch genug Zeit für einen kurzen Ausflug nach Birmingham und den Birmingham-Ring. Wohlgemerkt waren in diesen 10 Tagen trotz schön langen Fahrzeiten genug Zeit für Besichtigungen übrig, denn schließlich gibt es auf der Tour ja mehr als genug anzusehen. Daher hier ein kurzer Überblick über die Fahrstationen:

Alvechurch
Kingswood Junction
Stratford-upon-Avon
Evesham
Tewkesbury
Gloucester
Worcester
Alvechurch
Birmingham (Gas Street)
Catherine de Barnes
Kingswood Junction
Alvechurch

Ein paar Details für die Genießer:

Worcester &

Wast Hill Tunnel: 2,5 km

Birmingham Canal:

58 Schleusen, davon 30 in einem 1,5 Meilen-Stück (Tardebigge Flight); alle selbst zu bedienen!

Stratford-upon-

Lapworth Flight mit 18 Schleusen in 2 Abschnitten

Avon Canal:

Edstone Aqueduct (ok, nicht so spektakulär wie das Pontcysyllte-Aqueduct, aber trotzdem ein Erlebnis!)

 

Wilmcote Flight: 10 Schleusen kurz vor Stratford

Stratford-upon-Avon:

Enge Einfahrt unter einer flachen Autobrücke im Zentrum von Stratford direkt hinein ins Bancroft Basin

 

Zwischen den Schleusen in Stratford muss man sehr aufpassen, dass man nicht auf untiefe Stellen gerät, wenn der Wasserspiegel auch nur einen Hauch unter Normal steht (was man als Auswärtiger aber gar nicht erkennen kann)
Stratford selbst ist die Touristen-Hochburg; wir waren froh, in der Woche dort zu sein, am Wochenende kriegt man keinen Fuss an den Boden

River Avon:

Der Fluss ist geteilt in Upper und Lower Avon Navigation Trust (UANT und LANT), beide sind kostenpflichtig (in 2003 insg. 42 GBP!!)
Der Upper Avon ist schmal und verschwindet fast im Schilf, viele Stellen knapp neben der Flussmitte sind insb. im Sommer untief.
Je weiter man nach
Tewkesbury kommt, desto breiter und offener wird der Fluss.
In
Evesham liegt man übrigens sehr gut direkt oberhalb von Eve- sham Lock am Wehr in den Warteplätzen; jedenfalls besser als unterhalb in Workman Garden, wo der Verkehr der Brücke die ganze Nacht hallt.
Ein echtes Highlight ist der
Swan’s Neck, eine hufeisenförmige Kehre im Fluss; wenn man auf dem Bootsdach steht, kann man das wunderbar sehen!
In Tewkesbury selbst ist es schwer, überhaupt einen Liegeplatz zu bekommen, geschweige denn einen guten ...
Liegeplätze: es dürfen auf Avon und Severn nur die ausgewiese- nen, also befestigten Liegeplätze benutzt werden, im Gegensatz zu den Kanälen, wo man fast (!) beliebig anlegen kann. Diesen Aspekt sollte man bei seinen Fahrtplanungen durchaus berück- sichtigen!

River Severn:

Wenn man in Tewkesbury den Avon hinunterkommend meint, der Avon sei hier ja nun schon irre breit ... der wird auf dem Severn dann schnell eines besseren belehrt!
Auf den Kanälen sind die Schleusen nur die üblichen 71’6” lang und 7” breit, auf dem Avon sind es schon “neue”, also doppelt- breite Schleusen. Hier auf dem Severn sind es riesige Schleusen für Schiffe mit 135’ Länge und 21’ Breite (ca. 45m x 7m) und in denen kommt sich der Narrow Boat-Skipper doch recht verloren vor. Die Schleusenwärter (auf dem Severn werden die Schleusen bedient, auf dem Avon nur einige wenige, auf den Kanälen ist Selbstbedienung!) sind aber freundlich und hilfsbereit.

Gloucester:

Gloucester ist ein absolutes Highlight! Die Stadt selbst ist hübsch und die Kathedrale ist ebenfalls mehr als sehenswert.
Für den Bootsfahrer ist jedoch der Liegeplatz an den unglaublichen, restaurierten
Gloucester Docks die Attraktion! Direkt daneben ist das National Waterways Museum, das wir gern als Muss deklarieren. Eigentlich müssten wir jetzt ausführ- lich und in höchsten Tönen schwärmen, aber ein klares “unbedingt ansehen!” muss hier genügen!

Worcester:

Der Ort, nach dem die gleich namige Sauce benannt wurde, besticht insbesondere durch seine Kathedrale und die alten Fachwerk- häuser. Wer mit dem Boot fährt, sollte die Ansicht vom Wasser aus auf keinen Fall versäumen oder sie sich zumindest von einer der vielen Brücken aus ansehen.

Da wir uns nicht entscheiden konnten, welche Bilder wir zeigen wollen, dieses Mal eine kleine Foto-Galerie:

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Abschließend auch für diese Fahrt eine Sammlung von Dingen, die uns besonders erwähnenswert erscheinen:

 

Das englische Wetter ist völlig unberechenbar: wir hatten in zwei Wochen nur einen Nachmittag und den nächsten Vormittag, an denen es etwas genieselt hat; den Rest der Zeit war trotz September herrlich warmes Wetter. Aus Erfahrung ist jedoch festzustellen, dass solche Urlaubswetter nicht unbedingt die Regel sind!

 

Auch dieses Mal galt: “Wer zu spät kommt .... “. Diese Weisheit haben wir beim Mieten von Hausbooten doch mal beherzigt und hatten ein richtig schönes Boot, das für unsere Bedürfnisse und Geldbeutel optimal war.

 

Wir hatten bei einer großen nationalen Reederei gemietet und das hat sich (aus unserer Sicht) durchaus gerechnet, denn bei unserem Motorschaden auf dem Severn war nach etwas mehr als einer Stunde (auf einem Samstag nachmittag!) ein Monteur da, hat die Reparatur durchgeführt und das letzte Ersatzteil am Sonntag morgen um 8 Uhr eingebaut, so dass wir gerade mal 4 Stunden “Verlust” hatten.

 

Der River Avon kostet dafür, dass man lediglich zwei Tage darauf zubringt, mit 42 GBP recht beachtliche Lizenzgebühren, die man bei seinen Planungen berück- sichtigen sollte. Allerdings ist die Landschaft wunderschön, ruhig und abwechs- lungsreich und dabei in der Navigation nicht weiter schwierig; aus unserer Sicht also sehr lohnenswert.

 

Fragt man im Internet in den Newsforen nach, wird Gloucester Docks hoch gelobt; dem können wir uns nur anschließen! Aber auch für das benachbarte National Waterways Museum, das mit viel Liebe zum Detail eingerichtet ist, möchten wir an dieser Stelle eine Lanze brechen, denn zumindest für jeden Bootsfahrer ist es ein absolutes Muss!!

 

Birmingham: Birmingham ist ein Thema für sich! Gas Street Basin ist wunderbar restauriert und sehr sehenswert, es gibt einige nette Pubs in der Nähe und man kann auch einkaufen.
Allerdings sind auch einige Clubs in der Nähe und es ist nicht unüblich (wie wir später erfahren haben), dass die späten Heimkehrer sich noch schnell ein frühes Späßchen machen und ein paar
Boote loswerfen (so wie unseres), die dann im Kanal treiben und (wenn’s gut geht) irgendwo gegen eine nahe Kaimauer treiben oder im schlechten Fall eine Brücke oder ein anderes Boot anrempeln. Da kann man wirklich von Glück sagen, dass die Boote Stahlrümpfe haben!
Nach diesem Späßchen erfreuen dann die Schleusen in Birmingham, so malerisch sie liegen, dann erst mal nicht so sehr. Wir waren jedoch richtig geschockt von der Kanalstrecke, die dann zum Grand Union Canal folgt. Von der Bordesley Junction bis Catherine de Barnes war der Kanal in einem elendigen Zustand: Unmengen Dreck bis zu ganzen Müllsäcken schwammen in einer furchtbaren kloake-ähnli- chen Brühe. An einer anderen Stelle lag trotz lang zurückliegender Sturmtage ein Baum quer im Fahrwasser und es war nur unter großen Mühen möglich, ihn zu passieren. Insgesamt gesehen, war dies die schlimmste Kanalstrecke, die wir bis dato befahren haben und möchten gern davon abraten, sie zu befahren (falls je- mand andere Eindrücke hat, freuen wir uns über Nachrichten, auch und insbeson- dere in unserem
Forum!).

 

Schließlich und endlich noch ein kleiner Hinweis: bisher waren alle Schleusen gut zu zweit zu handhaben. Insbesondere die “manuellen” “Standard”-Schleusen mit 7’-Breite sind für 2-Personen-Crews problemlos. Die Knowle-Locks am Grand- Union-Canal sind allerdings 15’ breit, sehr tief und durch riesige Wasserspeicher/ Teiche/Wartebecken von einander getrennt, so dass es mit zwei Personen ein großer Aufwand ist zu schleusen und die nächste Schleuse vorzubereiten. Abzura- ten ist jedenfalls davon, im Wartebecken treibend zu warten bis die nächste Schleuse fertig ist, weil der Wind an dem offenen Hang furchtbare Dinge mit dem Boot anstellt.


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